“Leise Revolution” in Deutschland: Immer mehr Männer in Karenz
Zahl der Väter auf Babypause hat sich seit Einführung des Elterngeldes verfünffacht – Sie bleiben jedoch vergleichweise kurz daheim
Berlin/Wiesbaden – Eineinhalb Jahre nach dem Start des Elterngeldes gönnen sich immer mehr Väter in Deutschland eine Babypause. Die Zahl der Männer, die sich eine Auszeit für die Familie nehmen, habe sich in dieser Zeit verfünffacht, teilte das deutsche Familienministerium am Mittwoch in Berlin unter Berufung auf neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes mit.
Zwei Drittel bleibt zwei Monate daheim
Während im letzten Jahr vor Einführung des Elterngeldes nur 3,5 Prozent der Männer in Elternzeit gegangen seien, beantrage inzwischen fast jeder fünfte Vater in Deutschland Elterngeld. Allerdings kehren die meisten Väter dem Arbeitsplatz nur kurz den Rücken. So bevorzugten von den erwerbstätigen Vätern zwei Drittel eine Babyzeit von zwei Monaten. Nur jeder zehnte kehrte dem Arbeitsplatz für ein Jahr den Rücken. Hingegen blieben fast 90 Prozent der berufstätigen Frauen zwölf Monate daheim.
Die Statistik des Wiesbadener Bundesamtes berücksichtigt erstmals seit dem Start der Familienleistung den vollen Zeitraum von 14 Monaten, die das Elterngeld gezahlt wird. Insgesamt wurden 720.000 Elterngeldanträge für Kinder bewilligt, die im Jahr 2007 geboren wurden. Rund zwölf Prozent wurden von Männern gestellt. Im ersten Quartal 2008 stammten schon 18 Prozent aller in diesem Zeitraum gestellten Anträge von Vätern.
Ostdeutsche führen Statistik an
Die Nase vorn haben bei der Babypause vor allem die ostdeutschen Männer. So stellten in Mecklenburg-Vorpommern 24,3 Prozent der Väter einen Antrag auf Elterngeld. Gleich danach folgen – nach Bayern mit 23,1 Prozent – Thüringen mit 22,9 Prozent und Brandenburg mit 22,5 Prozent.
“Leise Revolution”
Die deutsche Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) sprach im Hinblick auf die neuen Zahlen von einer “leisen Revolution” in der Gesellschaft. Immer mehr Väter beanspruchten bewusst Zeit für ihre Kinder. “Wenn diese Dynamik weiter anhält, können wir schon in diesem Jahr die 20-Prozent-Grenze knacken.” (APA/Ag.)
Kommentar der Plattform:
Wer A sagt muss auch B sagen!
Die alltäglich Präsenz beider Eltern für das Kind, kann und darf nicht mit deren Trennung enden.
Es ist absurd, wenn es einen gesellschaftlichen Konsens darüber gibt, dass eine dem Kind fremde Person (z.B. Tagesmutter) mit größter Selbstverständlichkeit im Leben des Kindes sehr viel Platz haben darf, der getrennt lebende Elternteil aber zeitlich auf 14-tägige Kontakte beschränkt bleiben soll.