Studie “Familienmodelle in Deutschland” bestätigt Vorteile der Doppelresidenz
PowerPoint zu FAMOD (Familienmodelle in Deutschland)
Ausgewählte Ergebnisse der Studie FAMOD_Wechselmodell versus Residenzmodell
Hintergrund
Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt „Familienmodelle in Deutschland“ (FAMOD) ist ein interdisziplinäres Forschungsvorhaben. Durchgeführt wird es von Forschenden aus der Soziologie und den Rechtswissenschaften an der Universität Duisburg-Essen und der Philipps-Universität Marburg unter Leitung von Prof. Dr. Anja Steinbach und Prof. Dr. Tobias Helms.
Unter soziologischen und rechtlichen Gesichtspunkten steht vor allem die Vielfalt gelebter Familienmodelle im Zentrum des Projekts. Dabei besteht das Ziel des Projekts FAMOD darin, die Lebenswelten von Müttern, Vätern und Kindern in den diversen Familienformen zu untersuchen. Um der Vielzahl unterschiedlicher Familienformen Rechnung zu tragen, wurden nicht nur verheiratete, sondern auch unverheiratete Eltern mit minderjährigen Kindern in der Studie berücksichtigt. Im Rahmen der Befragung wurde insbesondere das Wohlbefinden der einzelnen Familienmitglieder näher beleuchtet, um so spezifische Potenziale und Herausforderungen gelebter Familienformen identifizieren zu können.
Zu Beginn der Förderlaufzeit des Projekts wurde hierfür eine bundesweite Erhebung vorbereitet und durchgeführt. Die so gewonnenen Ergebnisse werden hinsichtlich der Implikationen für das gesellschaftliche Zusammenleben gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Forschung und Praxis diskutiert.
Studie „Familienmodelle in Deutschland“
Die zugehörige Studie „Familienmodelle in Deutschland“ (FAMOD): Zur Bedeutung des Wechselmodells für das kindliche Wohlbefinden nach elterlicher Trennung oder Scheidung” wurde 2020 fertiggestellt und ist auch als PDF-Download verfügbar.
Untersuchungsdesign
Im Rahmen einer standardisierten Untersuchung wurden die Mitglieder von insgesamt 1.554 Familien befragt. Hierbei wurden persönliche Interviews mit Eltern und Kindern in verschiedenen Familienmodellen geführt. Der Fokus lag dabei sowohl auf Kernfamilien als auch auf Familien im Residenz- oder Wechselmodell. Im Wechselmodell leben Kinder abwechselnd zu etwa gleichen Anteilen bei Mutter und Vater. Anders gestaltet sich das Leben im Residenzmodell, in dem Kinder überwiegend bei einem Elternteil leben.
Bei getrennten bzw. geschiedenen Eltern wurden auch die Elternteile befragt, die nicht (mehr) mit ihren Kindern in einem Haushalt leben. Zudem wurden ggf. neue Partnerinnen und Partner der getrennten Mütter und Väter, die gemeinsam mit den Kindern leben, in die Erhebung einbezogen. Die bundesweite Befragung wurde im Zeitraum zwischen Juli 2019 und Januar 2020 durchgeführt und die erhobenen Daten gewähren einen Einblick in die vielfältigen Familienmodelle in Deutschland.
Kommentar zur Studie
Doppelresidenz.at hat die Studie im Detail angesehen und eine Zusammenfassung sowie eine Kritik verfasst. Hier ein Auszug:
Zusammenfassung der Ergebnisse:
Doppelresidenzkinder werden in ihrer Wahl des Betreuungsmodells besser in ihren Wünschen berücksichtigt als Residenzkinder. Zwischen Wechselhäufigkeit und Stress der Kinder konnte kein Zusammenhang hergestellt werden. Doppelresidenzkinder wohnen näher zusammen. Sie sind gleich zufrieden mit der Mutter-Kind-Beziehung wie Residenzkinder – sowohl, was die Zeit als auch die Beziehungsqualität betrifft -, sind aber in beiden Kategorien zufriedener mit der Vater-Kind-Beziehung. Kinder im Doppelresidenzmodell weisen signifikant weniger psychische Probleme auf, leiden seltener unter psychosomatischen Beschwerden, haben einen allgemein besseren Gesundheitszustand, sind besser integriert in Gleichaltrigengruppen und haben bessere Noten in der Schule. Sie leiden seltener unter Loyalitätskonflikten, allerdings werden symmetrisch betreute Kinder mit hoher Konflikthäufigkeit der Eltern, als gefährdeter für Belastungen beschrieben (widerspricht anderen Studien), asymmetrisch betreute Kinder werden dagegen als am wenigsten gefährdet beschrieben.
Kritik:
Die Zahlen der Studie (auf denen die oben stehende Zusammenfassung basiert) sprechen eine andere Sprache als die Interpretationen. Sieht man sich die Zahlen an, sind jene des Wechselmodells in vielen Bereichen signifikant überlegen, in manchen jenen des Residenzmodells gleichwertig, nie unterlegen. Liest man die Interpretationen bekommt man immer wieder den umgekehrten Eindruck. Dementsprechend gibt es viele Widersprüchlichkeiten und unbelegte Schlussfolgerungen. Internationale Studien werden völlig ignoriert. Deutsche Studienautoren werden nachweislich falsch zitiert. Eine bedeutende deutsche Studie, die eine weitaus größere Verbreitung des Wechselmodells bescheinigt, verschwiegen. Ziel/Auftrag der Studie schien es zu sein, das symmetrische Wechselmodell zu diskreditieren. Was mit Zahlen nicht gelang wurde mittels Interpretation in einem Bereich hingebogen. Bilanziert man die Ergebnisse zum Wechselmodell mit dem Residenzmodell, zeigt sich die eindeutige Überlegenheit des Wechselmodells.
Hier zu: FAMOD Zusammenfassung und Kritik
Downloads
- Studie “Familienmodelle in Deutschland (FAMOD)” (PDF)
- Kommentar doppelresidenz.at zur Studie FAMOD (PDF)
- FAMOD_Wechselmodell versus Residenzmodell (PPP)