Forschung/Fachartikel, -bücher, Studien
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Metastudien-Analyse von Linda Nielsen
Prof. Linda Nielson, US Jugend- und Erziehungswissenschafterin, erstellte 2013 und 2017 Metastudien, die sich vor allem mit dem Zusammenhang von Konflikten und der Doppelresidenz beschäftigten. Die ausgewerteten Studien umfassen 30 Jahre Forschung. Hier ein kleiner Auszug:
- In allen 54 Studien zeigten Kinder in Nachtrennungsarrangements gemeinsamer Elternschaft bessere Untersuchungsergebnisse als Kinder im Residenzmodell. (Situationen, in denen Kinder vor Vernachlässigung oder Gewalt bereits vor der Trennung geschützt werden mussten wurden nicht einbezogen)
- Kleinkinder und Babys zeigten in Betreuungsarrangements gemeinsamer Elternschaft keine schlechteren Anpassungsleistungen als im Residenzmodell.
- Auch unter Berücksichtigung des Elternkonflikts erging es Kindern in Betreuungsarrangements gemeinsamer Elternschaft grundsätzlich und nach vielen Maßstäben des Kindeswohls besser als im Residenzmodell.
- Auch unter Berücksichtigung des Familieneinkommens.
Download Linde Nielsen Zusammenfassung (PDF)
FAMOD “Familienmodelle in Deutschland” bestätigt Vorteile der Doppelresidenz und zeigt sich zwiespältig
Die Universität Duisburg/Essen hat gemeinsam mit der Philipps-Universität Marburg eine Studie zu den Familienformen in Deutschlang (FAMOD) verfasst. Die Studie kommt zu äußerst zwiespältigen Ergebnissen.
So zeigt die Doppelresidenz (oder Wechselmodell, wie sie in Deutschland genannt wird) in den meisten Bereichen bessere Ergebnisse. Bei der Interpretation der Ergebnisse kommt es aber ständig zu Widersprüchlichkeiten, die sich nicht auflösen lassen. Besonders zwischen der asymmetrischen und der symmetrischen Doppelreisidenz wird stark unterschieden, wobei die symmetrische Doppelresidenz auf nicht nachvollziehbare Weise schlechter abschneidet. Der Eindruck ein politisch gewolltes Ergebnis produziert zu haben, drängt sich auf.
Hier einige Ergebnisse zusammengefasst:
Doppelresidenzkinder werden in ihrer Wahl des Betreuungsmodells besser in ihren Wünschen berücksichtigt als Residenzkinder. Zwischen Wechselhäufigkeit und Stress der Kinder konnte kein Zusammenhang hergestellt werden. Doppelresidenzkinder wohnen näher zusammen. Sie sind gleich zufrieden mit der Mutter-Kind-Beziehung wie Residenzkinder – sowohl, was die Zeit als auch die Beziehungsqualität betrifft -, sind aber in beiden Kategorien zufriedener mit der Vater-Kind-Beziehung. Kinder im Doppelresidenzmodell weisen signifikant weniger psychische Probleme auf, leiden seltener unter psychosomatischen Beschwerden, haben einen allgemein besseren Gesundheitszustand, sind besser integriert in Gleichaltrigengruppen und haben bessere Noten in der Schule. Sie leiden seltener unter Loyalitätskonflikten, allerdings werden symmetrisch betreute Kinder mit hoher Konflikthäufigkeit der Eltern, als gefährdeter für Belastungen beschrieben (widerspricht anderen Studien), asymmetrisch betreute Kinder werden dagegen als am wenigsten gefährdet beschrieben.
Hier zur Studie selbst. FAMOD
Hier zum Kommentar zur Studie. FAMOD_Kommentar_zur_Studie
BMFSFJ (D) will Studie mit positiven Resultaten zur Doppelresidenz nicht
2015 gab das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend die Studie “Kindeswohl und Umgangsrecht” in Auftrag. 2018 hätte die Studie präsentiert werden sollen. Hätte. Ja, hätte die Doppelresidenz nicht viel zu gut abgeschnitten. Zitat aus der FAZ: “Im Verlauf dutzender Gespräche berichten mehrere Quellen, jedoch übereinstimmend, dass Rücker herausgefunden habe, dass es für daa Kindeswohl im Regelfall das Beste ist, wenn Mutter UND Vater dem Kind erhalten bleiben.” Ein Ergebnis, dass das sozialistisch geführte BMFSFJ so gar nicht ins Konzept passt. Was also tun? Na da beauftragen wir doch einfach eine andere, abhängigere Stelle (DJI) und holen uns das gewünschte Ergebnis dort.
Natürlich gibt es dafür keine Beweise. Aber wenn der wissenschaftliche Beirat diesbezüglich auf die Barrikaden geht…
Nachzulesen in FAZ – Kampf ums Kindeswohl 2/2021
Getrennt gemeinsam erziehen
Eine Befragung von Trennungseltern im Auftrag vom BMFSFJ
Ein Untersuchungsbericht aus dem Jahr 2017
Über eine kurze Zusammenstellung wichtiger Ergebnisse kommen sie zur Studie selbst.
Forschungsergebnisse zum “Wechselmodell” – Prof.Dr.jur. Hildegund Sünderhauf:
Vortrag über ihre Studien zum Wechselmodell und zur Situation in Deutschland.
Norwegische Studie bestätigt die Doppelresidenz als das beste Nachscheidungsmodell:
Der Standard schreibt am 17.01.2018:
„In Norwegen ist in den letzten zehn Jahren die Zahl der Eltern, die sich nach einer Scheidung für ihre Kinder zwei Zuhause ausgesucht haben, stark angestiegen, wobei das Kind ungefähr genauso viel mit der Mutter wie mit dem Vater lebt. Mehrere internationale Studien zeigen eine Korrelation zwischen dieser Lebensform und weniger psychischen Problemen bei Kindern mit geschiedenen Eltern verglichen mit denen, die überwiegend bei der Mutter oder dem Vater leben. – derstandard.at/2000072401839/Glueckliche-Trennungskinder-haben-zwei-Zuhause“
Hier der link zum Artikel:
derStandard (Word-datei)
oder: direkt über die Website des Standards
Norwegische Studie in derStandard.at
Für die Plattform Doppelresidenz
Pototschnig Anton
Obmann der Plattform Doppelresidenz
Doppelresidenz bei Säuglingen und Kleinkindern (bis 3a)
Studie von William V. Fabricius and Go Woon Suh
Arizona State University
- Sie gingen explizit der Frage nach wie sich die gleichteilige Übernachtung von Kleinkindern und Säuglingen bei getrennt lebenden Eltern auswirkt:
- Ergebnis:
- Die DR festigt die Vater-Kind-Beziehung
- Sie wirkt sich sowohl auf die, also auch auf die Langzeit-Vater-Kind-Beziehung positiv Langzeit-Mutter-Kind-Beziehung
- Das trifft sowohl auf Kleinkinder als auch auf Säuglinge zu.
- Diese positiven Auswirkungen zeigten sich auch fünf Jahre nach der Trennung der Eltern unabhängig vom Alter der Kinder.
- Sie stellten ebenfalls fest, dass es auch wenn diese Übernachtungsregelung gegen den Einwand der Eltern, bzw. eines Elternteiles verhängt worden ist, derselbe positive Effekt gegeben war.
- Ein weiteres Ergebnis war, dass Väter dadurch auch eine bessere Erziehungsfähigkeit erlangen
- Fabricius und Woon Shu
- Betonen ausdrücklich das ihre Ergebnisse im Gegensatz zu früheren Erkenntnissen stehen.
- Diese stammen von Sroufe – einem Wissenschafter der ebenfalls zur DR geforscht hatte
- Sroufe hat die Formel aufgestellt, dass Kinder unter 18 Monaten nur sehr selten beim nicht primären Elternteil (in der Regel beim Vater) übernachten sollen.
- Diese Formel hatte maßgeblichen Einfluss auf die Rechtssprechung in einigen Staaten in den USA
- Fabricius und Woon Shu positionieren sich sehr klar gegen diese Formel
- Sie stellten ausdrücklich fest, dass die bisherigen Schlüsse auf einer Überinterpretation einzelner Detailergebnisse basierten.
- Sroufe mit den neuen Ergebnisse konfrontiert anerkannte diese und meinte: „Die Ergebnisse werden natürlich dazu führen, dass ich meine Schlussfolgerungen neu überdenken muss.“
- Barbara Khalil Langer hat bei ihrem Vortrag bei der Fachtagung Doppelresidenz 2016 in Wels auf Sroufe und dessen Formel gebaut und so als Multiplikatorin einer falschen These fungiert.
- Auffallend in dem Zusammenhang ist, dass der Fokus auf negative Ergebnisse gelegt wird und positive nicht anerkannt, bzw. denen immer wieder weniger Gewicht beigemessen wird.
- Bauserman, Sünderhauf, Nielsen, Bergström werden weitesgehend ingnoriert, obwohl sie die validesten Ergebnisse haben.
- Auffallend in dem Zusammenhang ist, dass der Fokus auf negative Ergebnisse gelegt wird und positive nicht anerkannt, bzw. denen immer wieder weniger Gewicht beigemessen wird.
- link zur Studie
Eine gute Auflistung zur Forschungslage bekommen Sie auch auf der deutschen Seite doppelresidenz.org
Hier der Link dazu.
Fachtagung des Familienkompetenzzentrums Wels
Titel: Doppelresidenz: getrennt und doch gemeinsam
4.November 2016
Tagungsleitung Mag. Susanne Beck
Familienrichterin am Bezirksgericht Döbling; Mitautorin eines Ehe- und Partnerschaftskommentars (Verlag Springer, 2011) und eines Kommentars zum Außerstreitgesetz (Verlag Manz, 2013) sowie Verfasserin eines Kommentars zum Kindschaftsrecht (Verlag Manz, 2. Auflage, 2013)
Die Fachtagung beleuchtet das Thema aus
- rechtlicher
- psychologischer
- wissenschaftlicher und
- praxisbezogener Sicht
- Umgang mit Familienbeihilfe
link zu den Unterlagen der Fachtagung
Hildegund Sünderhauf:
Vorurteile gegen das Wechselmodell:
Was stimmt, was nicht?
Argumente in der Rechtsprechung und Erkenntnisse aus der psychologischen Forschung (Teil I)Vorurteile gegen das Wechselmodell:
Prof. Dr. Hildegund Sünderhauf-Kravets in: FamRB-Beratungspraxis
Teil I
Teil II –>Sünderhauf FamRB 10-2013 Wechselmodell (Teil II.)
Vortrag von Hildegund Sünderhauf
zum Wechselmodell
Video: link
Neue wissenschaftliche Arbeit (Deutschland) zum Wechselmodell:
Hildegund Sünderhauf, Prof. der Hochschule Nürnberg und Juristin veröffentlicht ihre umfassende Studie zum Thema Wechselmodell und stellt fest: “Im Wechselmodell gibt es keine Alleinerziehenden mehr”, so Sünderhauf. “Wenn man das hohe Armutsrisiko von Alleinerziehenden mit Kindern betrachtet, ist das von beachtlicher gesamtgesellschaftlicher Bedeutung.” “Der kontinuierliche, enge Kontakt zu beiden Elternteilen durch die abwechselnde Betreuung wird als vorteilhaft für die kindliche Bindung und Entwicklung angesehen. Die Eltern-Kind-Bindung zu Mutter und Vater ist im Wechselmodell gleich intensiv wie in sogenannten intakten Familien – das ist eigentlich ein unschlagbares Argument für die Doppelresidenz.” 29.08.2013
Auf Augenhöhe Eltern bleiben. Abschied von den Mythen der Täter-Väter und Opfer-Mütter. (Buchtitel)
Ergebnissen verschiedener Studien zufolge, bevorzugt die Mehrzahl der Kinder eine möglichst gleichteilige Präsenz beider Elternteile im Nachscheidungsalltag. (1,2,3) Studien mit erwachsenen Scheidungskindern unterstreichen diese Egebnisse. 70% von ihnen hätten sich ausgeglichene Kontaktzeiten gewünscht. (3) Wissenschaftliche Untersuchungen, die es mittlerweile auch im deutschsprachigen Raum gibt, bestätigen diese Ergebnisse. (Uni Wien(4), Uni Bielefeld (5)) Das Modell der Doppelresidenz berücksichtigt ebendieses Bedürfnis der Kinder und ermöglicht ihnen, trotz Trennung der Eltern, ein Aufwachsen bei Mutter und Vater in einem ausgewogenem Verhältnis.
UNI Wien. ÖIF. Zeitschrift beziehungsweise auf Seite 8
Ein Kind, zwei Zuhause
Michaela Schier und Anna Proske: Geteilte Sorge. Wie sich die Trennung der Eltern auf die Kinder auswirkt – und die Familien einen Neuanfang meistern können.
Eine Studie des Deutschen Jugendinstituts. 2010.
Schweden: Studie 2009 von Malin Bergström
Auszug: “…berichten die Kinder und Jugendlichen mit Wechselmodell durchgängig von besserer psychischer Gesundheit und höherer Lebensqualität, als jene, die zum überwiegenden Teil oder ausschließlich bei einem Elternteil leben. Gleiches gilt für das Risiko, gemobbt zu werden oder mit der eigenen Schulsituation unzufrieden zu sein. Die Ergebnisse zeigten Übereinstimmung bei sämtlichen Endpunkten und können so interpretiert werden kann, dass der anhaltende Alltagskontakt mit beiden Elternteilen im Allgemeinen für Jugendliche in diesen Altersgruppen von Vorteil ist, auch wenn dies bedeutet, dass das Kind zwischen zwei Wohnungen pendeln muss.” Seite 2
Marguerite Dunitz-Scheer; Gleichstellungsbeauftragte und Kinder- und Jugendneuropsychiaterin im Interview mit Anton Pototschnig
Zitat: Doppelresidenz …”ist für mich das wirklich einzig gut vertretbare Modell”.
Helmut Figdor über die gemeinsame Obsorge
“Grundsätzlich ist aus entwicklungspsychologischen und pädagogischen Gründen möglichst intensive Beziehung zu beiden Elternteilen anzustreben. Das `Optimalmodell´ wäre eine 50:50 Regelung” (Auszug aus einem Interview in ifamZ) (link wird nachgeliefert)
Doppelresidenz – Eine sinnvolle Alternative (ÖIF beziehungsweise)
Harald Werneck Uni Wien ÖIF: Im Rahmen eines Pilotprojekts an der Fakultät für Psychologie der Universität Wien wurden mehrere Teilstudien zum sogenannten „Doppelresidenzmodell“ (DRM) durchgeführt. … Auch Mütter erleben das DRM aus ihrer Perspektive überwiegend positiv (Barbara Cerny, 2011). Für die Mütter liegt der wichtigste Vorteil dieses Modells in dem Gewinn an Freizeit und der damit verbundenen Entlastung, was in Verbindung mit den Aussagen der Väter für eine potenzielle „Win-win“-Situation für beide Elternteile spricht. Nachteile werden von den Müttern kaum genannt.
Akzeptanz der Doppelresidenz in Österreich
Diplomarbeit von Angelika Spies an der Uni Wien 7/2010. Betreuer Prof. Dr. Harald Wernek
Die ÖsterreicherInnen stehen dem Modell der Doppelresidenz trotz weniger Vorinformationen neutral bis positiv gegenüber. Keinen Effekt auf die Akzeptanz hatten Wohnort, Bildungsgrad, eigene Kindheitserfahrungen und Rollenverständnis.
Betreuungsmodelle in Abhängigkeit vom Alter der Kinder und vom Konfliktniveau der Eltern
R.Emery – international anerkannter Experte der Scheidungsforschung
Auszug aus dem Buch von Wassillios.E.Fthenakis & Waltraud Walbiner: “Die Familie nach der Familie” 2008
Was halten Kinder vom gemeinsamen Sorgerecht und der Doppelresidenz
Warshak, R.A. Mehrere Studien (2003), welche die Einstellung von Kindern zur gem. Obsorge bzw. Doppelresidenz untersuchten, kommen zu übereinstimmenden Ergebnissen – Kinder bevorzugen das Regelungsmodell der gemeinsamen Obsorge und äußern große Zufriedenheit mit einer gleichberechtigten Präsenz beider Eltern in ihrem Leben.
Auszug aus dem Buch von Wassillios.E.Fhtenakis & Waltraud Walbiner: “Die Familie nach der Familie” 2008
iFamZ – Interdisziplinäre Zeitschrift für Familienrecht (eigentlich ein “muss” für alle im Obsorgeverfahren tätigen Professionisten!!!!)
widmet sich in der Mai-Ausgabe 2009 dem Thema Doppelresidenz im Schwerpunkt:
Editorial – verfasst von Judith Barth-Richtarz
Zwei”Zuhause” für unsere Kinder -Erfahrungen von Müttern und Vätern mit der Doppelresidenz nach Trennung/Scheidung
Doppelresidenz aus Expertensicht
Zur “Doppelresidenz” des Kindes nach österreichischem Recht
Doppelresidenz – in Belgien, Frankreich, England – eine rechtsvergleichende Skizze:
Doppelresidenz im Vergleich zum alleinigen Sorgerecht
Zitat: “Im Durchschnitt beurteilten sowohl die Mütter als auch die Väter, Kinder, Lehrer und klinische Psychologen alle die Anpassung in den Doppelresidenz-Fällen als besser. Im Ganzen wurden 33 Forschungen einbezogen. Zusammen untersuchten diese Forschungen 1.846 Kinder in einer Einzelresidenz und 814 Kinder in einer Doppelresidenz.”
Familie im Umbruch
Univ.-Prof. Dr. Reinhard Sieder:
Zitat: “Mit dem Zwei-Zuhause-Ansatz steht zumindest ein Modell zur Verfügung, das alle Betroffenen, die professionellen HelferInnen und auch die damit befassten Behörden orientieren kann, welche Lebensform sie im Interesse der Kinder anstreben und unterstützen sollten, wenn die Trennung der Eltern vollzogen ist.”
Europäisches Institut zum Wohle des Kindes zur Doppelresidenz
Zitat: “Alle diese Ergebnisse führen zu der Feststellung, dass die gleichmäßig abwechselnde Beherbergung im Allgemeinen mit dem Wohl des Kindes übereinstimmen, was von der traditionellen Aufenthaltsregelung mit einem allein erziehendenden Elternteil nicht behauptet werden kann.”
Kindliche Reaktionen auf Trennung und Scheidung
Wissilios E. Fhtenakis schreibt im Handbuch der Kindheitsforschung: “Fortgesetzte Beziehungen zu dem Elternteil, mit dem die Kinder nicht mehr zusammenleben können, entsprechen dabei in der Regel dem ausdrücklichen Kindeswunsch (Hetherington et al., 1982; Laiken, 1981; Santrock et al., 1982; Wallerstein/Kelly, 1980). Die Kinder wollen Kontakte selbst bei fortgesetzten Konflikten zwischen den Eltern und trotz der ernsten Belastungen, die damit für sie selbst entstehen, aufrechterhalten (Johnston et al., 1985).
In einer Reihe von Studien wurde zudem gezeigt, daß Sorgerechtsformen, die den Kindern fortgesetzte Beziehungen zu beiden Eltern ermöglichen, günstige Ausgangsbedingungen dafür bieten, scheidungsbedingte nachteilige Folgen für die Entwicklung der Kinder zu reduzieren (Clark et al., 1988; Johnston et al., 1989; Kurdek/Siesky, l980; Kurdek et al., 1981; Kurdek/Berg, 1983; Luepnitz, 1982, 19S6).
Getrennt als Paar, als Eltern verbunden
Univ.-Prof. Dr. Remo Largo und Univ.-Prof. Dr. Reinhard Sieder:
“Paare, die sich entlieben, beginnen einander abzuwerten. Kinder spüren diese Abwertung, erleben sie als bedrohlich und beziehen sie auch auf sich selbst. Es kostet sie viel Energie, das (abgewertete) Vater/Mutterbild zu stabilisieren. Partnerschaft und Elternschaft auseinander zu halten, ist in der Zeit der Trennung und oft auch nachher extrem schwierig. Erklärungen, wie: „Wir Eltern vertragen uns nicht mehr, aber dich als Kind haben wir nach wie vor gern“, nützen nach Erfahrung des Kinderarztes Dr. Remo Largo (Universität Zürich) nichts.”
“Ängste, Aggressionen und Depressionen der Kinder können nach Erfahrung von Prof. Reinhard Sieder nur dann wirksam reduziert bzw. verhindert werden, wenn dem Kind versprochen wird, dass es trotz Trennung Vater und Mutter behalten wird. Dabei sind Taten wichtig, nicht bloß Versprechungen. ”
Wenn sie die grüne Schrift anklicken, können Sie den Vortrag anhören.
Leitlinien bei besonderen Problemstellungen nach Trennung und Scheidung Zitiert aus dem Buch: „Die Familie nach der Familie” 2008 von W. E. Fthenakis und Waltraud Walbiner
„Der Schwerpunkt der Intervention sollte eindeutig auf der beraterisch-therapeutischen Ebene liegen, es sollte jedoch die juristische Ebene einbezogen werden. So kann eine gerichtlich festgelegte Auflage zu Beratung, Mediation oder Therapie die Inanspruchnahe psychologischer Unterstützung verbindlich machen. Darüber hinaus wirkt sich ein Gerichtsbeschluss strukturgebend im Hinblick auf die Inhalte aus, die in der Beratung der Eltern zu verhandeln sind. Auch präventiv kann es sinnvoll sein, bei Vorliegen eines hohen elterlichen Konfliktniveaus fühzeitig das Aufenthaltsbestimmungsrecht auf den Elternteil zu übertragen, der eher dazu bereit ist, den Kontakt des Kindes zum anderen Elternteil zu fördern und der dies glaubwürdig vermitteln kann.” (Seite 200)
Leider ist das Buch nicht online verfügbar. Dieses Buch wird das neue Standartwerk zum Thema Trennung/Scheidung werden und sollte in jedem Jugendamt und jedem Pflegschaftsgericht aufliegen.
Das Alter und die gleichmäßige Berherbergung
Zitat: “Die gleichmäßige Beherbergung – genau so wie jede andere Aufenthaltsregelung – muss an das Alter des Kindes angepasst sein. Es ist allerdings zu berücksichtigen, dass, je älter man wird desto schneller die Zeit vergeht; oder anders gesagt, je jünger das Kind ist desto länger dauert Zeit für es. Um eine Idee von der subjektiven Erfahrung der Zeit zu bekommen, kann man sie so zum Ausdruck bringen, dass man sie prozentual zum Alter setzt. Auf diese Weise würde 1Tag für ein einjähriges Kind – in seiner subjektiven Zeiterfahrung – ebenso lange dauern wie für seine 30-jährigen Eltern 1 Monat….”
Wera Fischer Bemerkungen zum Kindeswohl aus sozialarbeiterischer Sicht
Zitat: “Seit ca. 15 Jahren ist gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis, dass das Kind für seine gesunde Persönlichkeitsentwicklung auf zwei emotional tragfähige Elternbeziehungen angewiesen ist. Die Erkenntnis, Kinder brauchen Eltern – nicht Besucher, findet derzeit zuwenig Berücksichtigung auf der juristischen Ebene. Das Konzept der alleinigen elterlichen Sorge schützt nur die Besuchsbeziehung des Kindes, nicht aber die Elternfunktion des zweiten Elternteils. Diese zuzulassen fällt ins Ermessen des Alleinsorgeberechtigten. Dies führt letztendlich dazu, dass der außerhalb lebende Elternteil mit der Zeit seine Funktion als Vater/Mutter verliert.”
Österreichisches Institut für Familienforschung
“Kinder und getrennte Eltern” von Max Haller Sept 1996. Zitat zum Thema Besuche des Kindes beim getrennt lebenden Elternteil: „Hier trat zunächst der überraschende Befund zutage, dass diese Besuche zu einem guten Teil nur mit zeitfüllenden Routinetätigkeiten (wie Fernsehen) ausgefüllt werden und auch sonst für die Beteiligten nicht ohne Probleme sind. Wir erklärten die Schwierigkeit des Aufbaus bzw. der Aufrechterhaltung eines engen Besuchskontakts damit, dass solchen Besuchen oft nicht nur das „Lustelement“ fehlt, sondern auch das Element der „Alltagsroutine“, d. h. der gemeinsamen Durchführung alltäglicher, zu den Verpflichtungen von Eltern und Kindern gehörenden Tätigkeiten (wie z. B. Hausaufgaben machen). Die Folge ist, dass sich das Kind und sein von ihm getrennt lebender Vater (Mutter) immer mehr voneinander entfremden anstatt – wie beim Zusammenleben – sich immer besser kennen zu lernen bzw. gemeinsam die Entwicklung des Kindes miterleben zu können. Wären die Kinder in der Lage, auch zum getrennt lebenden Elternteil enge und für beide (oder alle drei) Seiten befriedigende Beziehungen aufrechtzuerhalten, so könnte die Ehescheidung für sie erheblich an Schrecken verlieren.“
Folgen von Väterentbehrung eine Literaturstudie aus dem Jahr 2003
Von Rotraud Erhard und Herbert Janig Uni Klagenfurt und Wien. Eine Metastudie über Studien in Amerika und Europa. Aus der sehr umfangreichen Studie, unter Einbeziehung auch jüngerer Studien, geht die Wichtigkeit häufiger Kontakte des Kindes zum Vater nach der Trennung der Eltern hervor. Aus der Zusammenfassung zitiert:
“Die Förderlichkeit der in Österreich gerichtlich geregelte Besuchsrechtsausübung bei Scheidungskindern in einem üblicherweise 14tägigen Rhythmus ist durch die Forschung nicht belegt. Zumindest wöchentliche Kontakte können nach neuesten
Forschungen bei Scheidungskindern eine ähnliche Vaterbeziehung etablieren wie in Kernfamilien. Der Verlust des Vaters dürfte nach neuester Forschung für Kinder eine größere Belastung darstellen als der elterliche Nachscheidungs-Konflikt.”
Ein weiteres Ergebnis der Metastudie ist, dass Kinder die ohne Vaterbeziehung aufwachsen, ein höheres Risiko als andere haben u.a. beziehungsgestört und gewalttätig zu werden. (Durch anklicken der Zeilen des Inhaltsverzeichnisses kommen sie direkt auf die entsprechende Seite).
Eine Zusammenfassung können sie lesen, wenn sie hier klicken.
“Väterforschung quo vadis”
von Prof. em. Dr. Heinz Walter, Biel (Universität Konstanz)
In Zukunft sollte es nach meinem Verständnis nur noch eine Familienforschung geben, die die Qualität von Vaterschaft ebenso in Rechnung stellt wie die Qualität von Mutterschaft – dies stets aus einem von der Theoriebasis festgelegten Blickwinkel ihres Zusammenspiels.
erschienen im: Deutsches Jugendinstitut
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Studien zur gemeinsamen Obsorge in Österreich und Deutschland:
Österreich:
Obsorge beider Elternteile. Zusammenfassung der Ergebnisse der Evaluationsstudie.
Aus der Zeitschrift iFamZ: Judith Barth-Richtarz
Zitat: “Hypothese 3: Beim Zustandekommen der ObE spielt von Seiten eines Elternteiles auf den anderen Elternteil ausgeübter Druck (insbesondere finanzieller Druck) eine wesentliche Rolle. Auch diese Hypothese wird durch die erhobenen Daten widerlegt.” Kurzfassung aus ifamZ.
Aus dem Parlament
Gemeinsame Obsorge beider Eltern. Hohe Akzeptanz, positive Wirkung.
Neue Studienergebnisse zur Gemeinsamen Obsorge
von Judith Barth-Richtarz (Uni-Wien): Zitat: Die Rechtsform der gemeinsamen Obsorge leistet einen Beitrag zur Milderung der elterlichen Konflikte nach der Scheidung, sowie zur Aufrechterhaltung einer intensiven Beziehung der Kinder zum getrennt lebenden Elternteil.
Auch in Familien mit mittlerem bis hohem Konfliktniveau vor der Scheidung, also der größten Gruppe der Scheidungseltern, entwickelt sich das Beziehungsklima von Eltern im Fall der gemeinsamen Obsorge signifikant besser als im Fall der alleinigen Obsorge.
Deutschland:
Begleitforschung zur Umsetzung der Neuregelung des Kindschaftsrechtes
A. Proksch. Zusammenfassung auf 16 Seiten 3/2002. Studie wurde in Auftrag gegeben von Rot/Grün. (16 Seiten)
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Abschlussbericht der Expertengruppe „Obsorgeverfahren“
Zur Expertengruppe gehören Juristen/innen, SozialarbeiterInnen, ErziehungswissenschafterInnen u.a.m
Zum Thema Doppelresidenz relevante Inhalte:
Zitat: “Grundproblem dieses Gutachtenskonzepts ist, dass etwa die Frage, bei welchem Elternteil das Kind seinen hauptsächlichen Wohnsitz haben soll, eine Wertentscheidung und mit psychologischen Mitteln nicht beantwortbar ist. …….Trennungskinder in der Regel keine emotionale Präferenz für einen Elternteil haben, weil sie Mutter und Vater gleichermaßen lieben…..In erster Linie geht es ihnen jedoch darum, weder Mutter noch Vater zu verlieren.”
Weitere Themen:
Die Schwierigkeit des Scheidung/Obsorgeverfahrens für Sozialarbeiter und Richter.
Das Kind während des Verfahrens.
Kinderbeitstand.
Kritische Auseinandersetzung mit der Gruppe der Sachverständigen (z.B.: sehr inhomogene Gutachten, überlange Wartezeiten, Mehrfachbegutachtungen die zu Therapieresistenz führen können).
insgesamt 22 Seiten.
Vereinbarung von Sorge- und Umgangsrechtsregelungen
Artikel aus dem Online-Familienhandbuch von Martin R. Textor. Zitat:
“Entscheiden Sie sich für die gemeinsame Sorge, muss aus der Vielzahl denkbarer Arrangements dasjenige ausgewählt werden, das am besten der Situation und dem Alter der Kinder entspricht. Die wichtigsten Alternativen sind:
- Die Kinder sind werktags bei einem Elternteil, am Wochenende und in den Ferien beim anderen.
- Sie sind während des Schuljahres bei einem Elternteil, an Feiertagen und in den Ferien beim anderen.
- Sie wechseln jährlich, halbjährlich, monatlich oder wöchentlich zwischen den Wohnungen ihrer Eltern.
- Sie sind an drei Tagen der Woche in der einen und an den übrigen vier Tagen in der anderen Wohnung.
- Die Kinder bleiben in der Familienwohnung, und die Eltern wechseln nach einem bestimmten Zeitplan.
- Die Kinder entscheiden, in welcher Wohnung sie die nächsten Tage verbringen wollen.
Väter im Abseits – Zum Kontaktabbruch der Vater-Kind-Beziehung nach Scheidung und Trennung
Ein Artikel vom Österreichischen Institut für Familienforschung zur Studie von Tarzi-Preve und Olaf Kapella. Zitat: “Wenn die Mutter einen solchen (Besuchskontakt) nicht wünscht, hat der Vater wenig Aussichten, seine Bestrebungen nach Kontakthaltung durchsetzen zu können.”
Einen ausführlichen Einblick in die Studie (240 Seiten) erhalten sie hier.
Wer sozial schwach ist sieht sein Kind nicht mehr
Zitat aus der Pressemitteilung zum Buch von Prof. Dr. Gerhard Amendt: “Scheidungsväter”: “Die Hälfte von Ihnen hat nach der Scheidung wenig bis gar keinen Kontakt zu den Kindern. Gerade Männer mit niedrigem Bildungs- und Einkommensniveau verlieren die Beziehung zu Ihren Kindern. 3800 Väter wurden befragt. Scheidungsväter werden in Wissenschaft und Gesellschaft als Randfiguren wahrgenommen. Folgen für die Männer nach der Scheidung: 76 Prozent der Männer, geben Auswirkungen auf ihre Gesundheit an, darunter vorübergehende psychische (41 Prozent) und körperliche (12 Prozent) Beschwerden. Es können jedoch auch andauernde seelische (34 Prozent) oder physische Leiden (9 Prozent) auftreten.”
Napp-Peters Anneke, Familien nach der Scheidung
Langzeitstudie über 12 Jahre mit 15o Scheidungsfamilien in Deutschland. Von 269 Kindern hatten 75 Probleme den Alltag zu bewältigen. Etwas weniger als die Hälfte hatte Probleme mit Alkohol und Drogen. Einige waren wegen Beschaffungskriminalität bereits vor Gericht. 80% der Kinder, die in Heimen leben kommen aus Scheidungsfamilien.
Eine gute Zusammenfassung gibt es auf der homepage von paPPa com.
Scheidungsfolgen für Männer
vom BM für Soziale Sicherheit, Generationen u. Konsumentenschutz
Das neue Bild vom Vater
Geo Magazin Nr. 01/01
Familienforscher haben herausgefunden: Die Wichtigkeit der Mutter bei der Kindererziehung wird reichlich überschätzt. Ohne Väter ist kein Nachwuchs richtig fit fürs Leben
Zitat: “Auch Kyle Pruett von der Universität Yale sieht noch erhebliches Potenzial: Väter bildeten eine gigantische emotionale Reserve innerhalb der Gesellschaft, und diese Ressource könne und müsse man noch erheblich stärker anzapfen. Schädliche Nebenwirkungen seien nicht zu erwarten, schreibt der Psychologe. Schließlich sei die Ressource “natürlich, erneuerbar und weitgehend ungiftig”.